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Von den Kelten bis zum Mittelalter. Augsburg, Schwaben, die Fugger-Dynastie und das Königreich Bayern.

Vom Mittelalter bis in die Zeit um 1800 herrschen verschiedene Teritorialherren in den Stauden – die Bischöfe von Augsburg, das Herzogtum Baiern und die Markgrafschaft Burgau. Am Ende des alten Reiches wurden die Staudendörfer in das 1806 zum Königreich erhobene Bayern eingegliedert.

Jahreszahlen der Staudengeschichte

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Besiedlung
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Dynastie Fugger
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Königreich Bayern
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Staudenbahn

Die Stauden im 20. Jahrhundert

Das neue Jahrhundert brachte, wie überall in Schwaben und Bayern, auch in den Stauden erhebliche politische, wirtschaftliche und soziale Veränderungen mit sich. Mit dem Bau der Staudenbahn 1911/12 wurde die Region an die nationale Eisenbahn angeschlossen. Die Ereignisse des Ersten und Zweiten Weltkrieges hatten schreckliche Folgen, es gab viele Tote und Vermisste. Obwohl die Stauden von Luftangriffen und Kämpfen verschont blieben, kam es in den letzten Kriegstagen im Süden der Region noch zu dramatischen Szenen. Angeschlagene deutsche Truppenteile wurden auf dem Rückzug von Amerikanern umzingelt und gefangen genommen. In einem Gefangenenlager bei Mittelneufnach waren ca. 400 deutsche Soldaten interniert. Die meisten der Staudenorte wurden vom 25. bis 28. April von den Amerikanern besetzt. In Scherstetten wurden ein Ehepaar und ein Feldwebel getötet. Der Marsch der Häftlinge aus dem KZ-Außenlager Augsburg-Pfersee endete am 26. April 1945 in Klimmach. In Fischach, wo 1939 127 Juden lebten, entschieden sich viele zur Auswanderung. 66 Menschen, darunter Kinder und alte Menschen, wurden in Vernichtungslager deportiert und 1942 ermordet.

Das Königreich Bayern

Flag of Bavaria

Mit der Französischen Revolution und den Napoleonischen Kriegen ging die kleinstaatliche Prägung Schwabens und damit auch die herrschaftliche Zersplitterung der Stauden zu Ende.

Die Rechte und Besitzungen der geistlichen Territorien waren schon 1802/03 durch die Säkularisation an das Kurfürstentum Bayern übergegangen. In den Jahren 1805 und 1806 mussten auch die weltlichen Inhaber der Grundherrschaft, die Stadt Augsburg, der Adel und wohlhabende Bürgerfamilien auf Einnahmen und Kompetenzen verzichten. Mit der Landeshoheit fiel auch die Zuständigkeit für Hochgerichtsbarkeit, Gesetzgebung, Steuer und Militär an den neuen Landesherrn, seit 1806 der König von Bayern.

Aus den Untertanen der Äbte, der Fürsten und Grafen, der Reichsritter und Patrizier waren auf politische Anordnung bayerische Untertanen geworden. Die Reaktionen und die Stimmen der Bevölkerung waren ganz unterschiedlich. Der Verlust an Einkünften und Rechten betraf in erster Linie die Standesherren, d. h. die Besitzenden. Das Volk begrüßte grundsätzlich eine Veränderung der Verhältnisse. Besonders die Bauern, die in den Stauden das prägende Element waren, sehnten sich nach einer Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage. Über die Einschränkung von Bräuchen, die Rektrutierung für das bayerische Militär und die Abschaffung von Feiertagen war man eher weniger erfreut. 

Staudenland = Fuggerland

Mit dem Geschlecht der Fugger verbinden die meisten Menschen nicht mit den Stauden, sondern mit Augsburg, dem Fuggerschloss Babenhausen oder dem Schloss Kirchheim. Wenn man sich aber mit offenen Augen durch die Stauden bewegt, hat man doch den Eindruck, sich in "Fuggerland" zu befinden. Man spaziert durch die ausgedehnten Wälder, die zu den Fuggern gehören, man sieht die Schlösser und Wappen der Familie, man stößt in den Kirchen auf die Grabsteine der Familie, und an einigen Stellen kann man sogar erkennen, wie es war, als die Fuggern hier ihre Herrschaft ausübten. Die schiere Zahl der Besitztümer zeigt, dass eine finanzstarke Dynastie jahrhundertelang danach strebte, ihren Einfluss und ihren Besitz auf- und auszubauen. Die Fugger, die aus einer Familie von Handwerkern und Kaufleuten stammten, versuchten fast 300 Jahre lang, eine Souveränität zu errichten, wie sie von Herrschern, Adelsfamilien, Klöstern oder vereinzelt auch von Reichsstädten ausgeübt wurde. Es ist eine interessante Geschichte, die erzählt, wie die Familie Fugger nach und nach riesige Besitztümer an den Stauden erwarb, sie ausbaute, verteidigte und verwaltete und wie sie diese schließlich am Ende des Alten Reiches um 1800 aufgeben musste.

Die Fugger in Mickhausen

Die Herrschaft der Fugger dauerte rund 300 Jahre:

  • 1528 Raymund Fugger erwirbt die Herrschaft Mickhausen von Erzherzog Ferdinand von Österreich, seit 1526 König von Böhmen und Ungarn und 1531 deutscher König.
  • Der leidenschaftliche Jäger behielt sich das Jagdrecht vor, verzichtete auf das Waffen- und Steuerrecht.
  • Das Schloss in Mickhausen wurde 1535/36 am ehemaligen Herrensitz derer von Freyberg erbaut. Später (1691-1695) wurde es durch Paul Fugger umgebaut. 
  • 1804 starb diese Fugger-Linie aus und der Besitz ging an die jüngere Linie Fugger-Nordendorf über. Der Besitz wurde 1806 bayerisches Lehen und 1842 an Graf Albert von Rechberg-Rothenlöwen verkauft.

Das Mittelalter

Handgezeichnete Karte der Markgrafschaft Burgau von 1692. Quelle: Österreichisches Staatsarchiv Wien

Nach der Rechtsauffassung des Mittelalters war der Wald Teil der „königlichen“ Herrschaftsrechte. Die Kirche und der Adel waren die Auftraggeber der großen Rodungen, die neues Land und Hoheitsrechte schufen.

Fischach & Münster
Gelten als die ältesten Staudenorte, die vermutlich bereits um 750 entstanden sind. Von Fischach drang die Rode- und Siedlungsaktivität flussaufwärts in das Staudengebiet vor. Eine wichtige Station im Schmuttertal war dabei Münster, der Ortsname ist vom lateinischen „Monasterium“ (Kloster) abgeleitet und weist in Verbindung mit dem Benediktus-Patrozium auf eine klösterliche Niederlassung hin.

Neufnachtal
Die Orte mit den vom Fluss abgeleiteten auf ,,-ach“ (Langenneufnach, Mittelneufnach, Oberneufnach) gehören zu den Niederlassungen der karolingischen Zeit um 800.

Münster im Schmuttertal ist einer der ältesten Staudenorte

Namen der Staudendörfer: Hausen, Hofen, Ried und Weiler

Im 9. Jahrhundert entstanden die Dörfer Wollishausen, Mickhausen und Erkhausen. Oberhalb der Reischenau reihen sich entlang der Zusam ebenfalls mehrere Hausen-Orte aneinander (Ziemetshausen, Memmenhausen, Obergessertshausen, Könghausen). Im 10./11. Jahrhundert vollzog sich eine zweite Rodungswelle von zwei Richtungen her. Von Osten, von den Alt- Siedlungsorten im Wertachtal, wurden neue Siedlungen am westlichen Staudenrand (Attenhofen – heute Burgwalden, Reinhartshofen, Schnerzhofen) gegründet. Von Norden her entstanden ausgehend von Fischach entlang des Schmuttertals Willmatshofen, Siegertshofen, Tronetshofen, Rielhofen, Konradshofen. Itzlishofen ist durch Siedlungsreste im 11. Jahrhundert nachgewiesen. Im Neufnachtal wurden Walkertshofen und Reichertshofen zwischen die älteren Orte mit der Namensendung ,,-ach“ ,,eingeschoben“. Die „Ried-Orte“ wie Grimoldsried, Kelchsried, deren Namen die Rodetätigkeit zum Ausdruck bringt, und die Weiler-Namen wie Gumpenweiler, Habertsweiler dürften ebenfalls diesem Zeitraum zuzuordnen sein.

Römer & Kelten

Für die Anwesenheit der Kelten - in den Jahren 500 bis 15 vor Christus - gibt es nur wenige Einzelfunde. An der Hang­kante zwischen Wertachtal und Stauden-Hügelland ist bei Siebnach ein Grabinventar mit Schwert, Lanzenspitze und Lanzenschuh entdeckt worden. Innerhalb der Stauden gibt es einige Viereckschanzen, die einen wichtigen Stellenwert im kelti­schen Siedlungsgefüge erfüllten.
Um 15 v. Chr. geriet das Land zwischen Alpen und Donau unter die Herrschaft der Römer. Im Mündungsgebiet von Lech und Wertach kreuzten sich wichtige Verkehrspunkte. Augusta Vindelicorum (Augsburg) wurde Verwaltungssitz und Mittelpunkt der Provinz Raetien. Die Stauden blieben während der römischen Epoche siedlungsfrei und nahezu unberührt.

Vorgeschichtliche Zeit (5000 bis 500 v. Chr.) - kaum Menschen in den Stauden.

Beweise für die Anwesenheit der Menschen im Staudengebiet in vorgeschichtlicher Zeit (5000 bis 500 v. Chr) gibt es nur wenige. Von einer dauerhaften Besiedlung kann erst seit dem 8. Jahrhundert, dem frühen Mittelalter die Rede sein. Während in den benachbarten Talebe­nen von Lech, Wertach und Mindel sowie in der Reischenau Siedlungsspuren seit der mittleren Steinzeit, also seit nahezu 10.000 Jahren aus fast allen Kulturepochen überliefert sind, gibt es aus den Stauden keine oder nur wenige Einzelfunde.