Todtenschläule – wurden hier die Toten bestattet?
Er kommt schon ziemlich gruselig daher, der Todtenschläule, zumindest erscheint es uns namentlich so. „Die Toten sollen nach dem Schwedenkrieg in Schlauen dagelegen sein“, so eine der vielen Theorien zur Namensgebung des kleinen Weilers bei Siegertshofen.
Landschaftlich ist der „Schläule“, wie die rund ein Dutzend Häuser umfassende Siedlung von den Einheimischen genannt wird, alles andere als schauerlich. Wunderschön, in einem engen Seitentälchen der Schmutter gelegen, ist es ein wahres Refugium für Ruhesuchende. Doch wer oder was hat einem solch schönen Fleckchen Erde den doch etwas befremdlichen Namen Todtenschläule verpasst? War es in Adeliger? Wurden die Pest-Toten hier bestattet?
Doch nun der Reihe nach: Bereits im Frühmittelalter hat der Ort wohl schon bestanden. Hier kommt der Personennamen „Toto“ ins Spiel. Im alemannischen, schwäbischen Bereich war dieser sehr verbreitet und auch die Ortschronik spricht von einem Bischof Toto. Allerdings konnte dies weder durch einen Lebenslauf, noch die kirchlichen Aufzeichnungen belegt werden. Durch die Einbeziehung der örtlichen Gegebenheiten wird der zweite Namensteil von „Todtenschläule“ etwas plausibler: Das Wort „Schäule“ dürfte auf mittelhochdeutsch „Sluch – die Schlucht“ zurückzuführen sein. Da der Weiler an einem engen Seitental der Schmutter liegt, in der Verkleinerungsform als „Schlüchtchen“ bezeichnet, könnten somit die Siedlungen des Toto an der kleinen Schlucht bezeichnet worden sein.
Eine weitere interessante sprachgeschichtliche Theorie führt uns zum Adjektiv Tod. Laut Aufzeichnung sagt der Volksmund, dass in der Schlaue (kleines Tal) Tote bestattet sein sollen. Die Gräber könnten auf den Dreißigjährigen Krieg zurückzuführen zu sein. Diese Meinung wird bestärkt darin, weil auf einem benachbarten Hügel die Sebastiani-Kapelle steht, in deren Umfeld die Pest-Toten bestattet sein sollen. Um 1760 gibt es noch einen weiteren Beleg, der den Ort als „Todtenschlögel“ bezeichnet – im Volksmund wurde das Gut „Schlöhlehof“ genannt. Es gibt also mehrere Vermutungen wie der Todtenschläule zu seinem Namen kam, denn auch der Sprachwissenschaftler Dr. Reinhard Bauer, vom Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern, wollte sich nicht endgültig festlegen.
Drei Anwesen und fünf Untertanen
Historisch und politisch ist das kleine Dörflein, welches rund einen Kilometer von der Ortsmitte Siegertshofens entfernt liegt, eher unbedeutend. Aus den Aufzeichnungen des Bistums Augsburg geht hervor, dass seit 1469 das Kloster Hl. Kreuz in Augsburg die Grund- und Gerichtsbarkeit innehat. Bis zum ausgehenden 16. Jahrhundert besteht der Weiler aus drei Anwesen und fünf „Untertanen“. Nach dem Schwedenkrieg waren die Güter einige Jahre unbewohnt.
Bemerkenswert ist auch, daß das mittlerweile stetig wachsende Dörflein politisch eher an Kreuzanger angegliedert wurde. Vermutlich weil beide im Besitz des Hl. Kreuz Klosters Augsburg bzw. Wellenburg waren. Lange Zeit gehörte Todtenschläule dem Gemeindeverband von Reinhartshofen an. Danach erfolgte die Eingemeindung nach Siegertshofen, welches seit der Gebietsreform 1972-1978 zum Markt Fischach gehört. Kirchlich hingegen zählt „der Schäule“ seit jeher zur Pfarrei St. Nikolaus Siegertshofen.
Der Gasthof „Zum Schläulewirt“ war als beliebtes Ausflugsziel in der Region bekannt. Leider musste der Betrieb vor einigen Jahren eingestellt werden. Dennoch sind auch heute noch viele Wanderer in den Wäldern rund um den Buchberg, und von Itzlishofen her kommend, im Todtenschläule unterwegs. Die Wassertretanlage am Ortseingang ist ein beliebter Treffpunkt der Ausflügler, aber auch die Einheimischen treffen sich gerne an diesem idyllischen Plätzchen. Mit rund 30 Einwohnern ist der kleine Weiler noch immer recht überschaubar.